Anja Mikus (KENFO) mit einem Blick zurück auf die Entstehung des KENFO und wie das Thema Nachhaltigkeit den KENFO in den letzten 5 Jahren prägte
Das Gründungsjahr des NKI war auch für den KENFO ein entscheidendes. Im Oktober 2015 übernahm eine vom Bundeskabinett eingesetzte „Kommission die Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs“ (KFK). Die mit Fachexperten und Politikern besetzte 19-köpfige Kommission, wurde von Ole von Beust (CDU), Matthias Platzeck (SPD) und Jürgen Trittin (Grüne) geleitet. Die Expertenkommission hat Empfehlungen zu der Sicherstellung der Finanzierung von Stilllegung, Rückbau und Entsorgung der Atomkraft erarbeitet. Die daraus entwickelte Idee einer öffentlich-rechtlichen Stiftung wurde im April 2016 im Abschlussbericht der KFK empfohlen. Es folgte die gesetzliche Umsetzung dieser Empfehlungen und die Gründung des KENFO – Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung am 16. Juni 2017. Am 3. Juli 2017 sind die Zahlungen für die Verpflichtungen der 25 Kernkraftwerke in Deutschland in Höhe von insgesamt 24,1 Mrd. EUR von den Energieversorgungsunternehmen auf die zwischenzeitlich bei der Bundesbank errichteten Konten der Stiftung eingegangen. Somit hatte der KENFO die verantwortungsvolle Aufgabe, die Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung radioaktiver Abfälle in Deutschland sicherzustellen. Innerhalb weniger Tage wurde der Fonds errichtet, seine rechtliche und tatsächliche Handlungsfähigkeit hergestellt und seine vollständige Kapitalausstattung erreicht.
Es war von Anfang an eine spannende Aufgabe, diesen Auftrag umzusetzen und zu gestalten. Bei allen rechtlichen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen, spielte dabei ein Faktor von Anfang an eine wichtige Rolle: die Integration von ESG-Kriterien in die Anlagestrategie.
Der Fonds hat in einem ersten Schritt das Nachhaltigkeitskonzept für liquide Anlageklassen entwickelt und umgesetzt. Für Aktien und Unternehmensanleihen werden die Nutzung von Ausschlusskriterien mit einem Best-in-Class-Ansatz kombiniert. Bei der Festlegung der Ausschlusskriterien orientiert sich der Fonds an Marktstandards. So werden Unternehmen vom Investment ausgeschlossen, die gegen die Kernprinzipien des UN Global Compacts verstoßen. Dazu zählen die Einhaltung von Menschenrechten und Arbeitsnormen, der Schutz der Umwelt und die Bekämpfung von Korruption. Der Ausschluss umfasst auch Unternehmen aus den Branchen, die vom UN Global Compact als Unterzeichner ausgeschlossen werden. Auch bei Staatsanleihen greift der KENFO die vier Themenbereiche des UN Global Compact auf und schließt Staaten vom Investment aus, die fundamentalen, international anerkannten Standards nicht genügen.
Im Bereich von Aktien und Anleihen wendet der KENFO einen Best-in-Class Ansatz an. Nach diesem Best-in-Class-Ansatz werden die jeweils 75 % besten nach ESG-gerateten Unternehmen einer Branche in das Anlageuniversum aufgenommen. Darüber hinaus werden auch Unternehmen zugelassen, die einen „Best-in-Progress“, also besondere Fortschritte im Nachhaltigkeitsmanagement, zeigen. Für die stetige Verbesserung ihres Nachhaltigkeitsscores werden damit Anreize gesetzt für Unternehmen, die unterhalb der besten 75%-Hürde rangieren. Gerade ein hohes Momentum bei der Verbesserung des Ratings ist ein guter Indikator für zukünftige Outperformance.
Die gewählte Kombination von etablierten Ausschlusskriterien, dem Best-in-Class- und dem Best-in-Progress-Ansatz stellt sicher, dass zentrale Anforderungen an eine zeitgemäße nachhaltige Kapitalanla-ge erfüllt werden. Dabei bleibt das Anlageuniversum aber gleichzeitig groß genug, um die notwendige Diversifikation zu gewährleisten.
Der KENFO hat sich dabei für eine dezentrale Umsetzung des Nachhaltigkeitsansatzes entschieden. Dabei können die mandatierten Asset Manager für die Umsetzung des Nachhaltigkeitsansatzes mit einem qualifizierten ESG-Datenanbieter ihrer Wahl zusammenarbeiten. Vorteil dieses Ansatzes ist es, dass der Fonds von den etablierten Prozessen der Zusammenarbeit externer Asset Management-Gesellschaften mit den ESG-Datenanbietern und unmittelbar von Weiterentwicklungen profitieren kann. Zum anderen eröffnet dieses Vorgehen dem KENFO die Möglichkeit, von der weltweiten Dynamik am nachhaltigen Kapitalmarkt und insbesondere der kontinuierlichen Weiterentwicklung der ESG-Ratingansätze zu profitieren und den Wettbewerb um die besten Ratingkonzepte zu unterstützen.
Bei all diesen Entwicklungen wird eins deutlich: der Nachhaltigkeitsbereich ist ein dynamisches Feld, das Flexibilität und Handlungsschnelligkeit voraussetzt. Beim KENFO bewahren wir uns diese Flexibilität und entwickeln unseren Nachhaltigkeitsansatz agil und sukzessiv weiter. So verabschiedeten wir 2019 unsere ESG-Grundsätze, die uns einen ambitionierten Handlungsrahmen setzen und das Pariser Klimaabkommen explizit in unsere Anlagestrategie einfließen lässt. 2020 haben wir unsere Mitgliedschaft bei der Net-Zero Asset Owner Alliance bekannt gegeben. Die Initiative bringt Versicherer, Vermögensverwalter sowie Pensionskassen zusammen und hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Anlageportfolios bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Aus Deutschland verpflichteten sich die Allianz, Munich RE sowie der KENFO diesen ehrgeizigen Zielen. Dabei geht es darum, die Realwirtschaft und Staaten auf dem Weg zur Klimaneutralität zu begleiten und den Fortschritt messbar zu machen. Mit der Initiative wird deutlich, dass Investoren sich nicht mehr vor der Verantwortung verschließen können, den Klimawandel systematisch in die eigenen Investitionsstrategien zu integrieren. Im Zuge dessen, haben auch wir unser internes ESG-Reporting weiterentwickelt, um wichtige Entwicklungen im Portfolio wie beispielsweise den Carbon Footprint über alle Mandate zu erfassen. All diese Maßnahmen machen deutlich: der Klimawandel ist ein wesentliches Thema für den KENFO und wird uns und andere nachhaltige Investoren auch die nächsten Jahre begleiten.
Auch wenn wir in den letzten fünf Jahren als Staatsfonds viel im Nachhaltigkeitsbereich aufgebaut haben, ist es noch ein langer Weg, um nachhaltiges Investieren weiter zu formen und aus der Nische zu holen. Ein langer Weg, der von vielen Akteuren kritisch begleitet und gestaltet werden muss. Dazu hat auch das NKI durch seine Impulse einen wichtigen Beitrag geleistet. Ich gratuliere zum 5-jährigen Bestehen und bin mir sicher, dass die Dynamik für das Themenfeld des NKI und die damit verbundenen Arbeiten nicht abnehmen werden.