Rückblick auf den Durchbruch nachhaltiger ETFs
Dr. Stefan Klotz, VIF-Klotz Consulting (vif-klotz.de) und Grüne Welt GmbH (gruene-welt.de)
Seit das NKI aus der Taufe gehoben wurde, machten in der Kapitalanlage vor allem zwei Entwicklungen reden, für die jeweils drei Buchstaben stehen: Neben (natürlich!) dem Durchbruch der Nachhaltigkeit mittels ESG-Kriterien war dies der Trend zu passivem, regelgebundenem Investieren über ETFs.
Nachhaltige ETFs kamen langsam …
Doch längere Zeit liefen diese beiden Trends unverbunden nebeneinander her. Anfang 2017 erhoben nicht einmal drei Dutzend der in Deutschland gehandelten ETFs den Anspruch, nachhaltig zu investieren. Gleichzeitig waren solche nachhaltigen ETFs verglichen mit ihren konventionellen Kollegen deutlich teurer: Ihre Gesamtkostenquote TER betrug oft das Dreifache.
Die in einem intensiven Wettbewerb stehenden ETF-Anbieter sahen folgerichtig in nachhaltigen ETFs eine attraktive Chance – und trafen auf ein schnell wachsendes Interesse für attraktive ESG-Investments. Dies war das Fundament für einen Auflagebooms von ETFs, für die unter Anwendung klarer Regeln zu ESG-Kriterien Varianten etablierter Indizes konstruiert werden. Manche ETFs beschränken sich dabei auf die aus der klassischen nachhaltigen Geldanlage bekannten Ausschlusskriterien. Andere integrieren zusätzlich einen „Best in Class“-Filter; derzeit am weitesten verbreitet ist dabei der Ansatz, in die 25 Prozent jedes Sektors mit dem besten ESG-Note zu investieren – gemessen an der Marktkapitalisierung. Andere ETFs hingegen wenden sich speziell an institutionelle Anleger und bieten ETFs an, deren Indizes zwar die gleichen statistischen Eigenschaften aufweisen wie eine etablierte konventionelle Benchmark, aber aufgrund einer anderen Zusammensetzung einen höheren ESG-Score erreichen.
Für diese Herangehensweise werden sowohl Kompetenzen in der Indexberechnung als auch eine große Zahl quantifizierter ESG-Daten aus Nachhaltigkeits-Research benötigt. Der Anbieter MSCI® nimmt auf beiden Themenfeldern eine führende Stellung ein und hat dies zum Aufbau einer dominierenden Marktposition genutzt: Aktuell wird der überwiegende Teil der in Nachhaltigkeits-ETFs investierten Assets nach einem MSCI-Index angelegt.
… aber immer gewaltiger!
Doch dieser Markt formt sich weiter – seit Mitte 2018 hat sich die Zahl nachhaltiger ETFs in Deutschlands glatt verdoppelt. MSCI-Konkurrenten wie STOXX® und besonders der deutsche Anbieter Solactive® kooperieren bemühen sich, Marktanteile zurückzuerobern; sie kooperieren beim ESG-Research mit Agenturen wie Sustainalytics oder ISS ESG. Die größeren ETF-Anbieter, fast ein Dutzend Adressen, haben alle ihren Hut in den Ring des stark wachsenden Marktes geworfen. Die Vielfalt an angebotenen Anlageklassen, Regionen und Strategien wächst, während die Gebühren in hohem Tempo auf das Niveau konventioneller ETFs sinken. Der Aufbau eines breit diversifizierten Portfolios aus Nachhaltigkeits-ETFs ist mittlerweile nicht nur möglich, sondern sogar sehr attraktiv; folgerichtig verbuchten nachhaltige ETFs 2019 fast genauso hohe Zuflüsse wie konventionelle ETFs. Und nicht zuletzt: Auch Verfechter strenger ESG-Strategien finden ein sich stetig verbesserndes Angebot vor. Nachhaltige ETFs versprechen derTrend der kommenden fünf Jahre zu werden.